chinhalt und Rezensionen

Am 1. April 2023 feierte das ehemalige Remontedepot Breithülen in der Nähe von Ulm den 125. Geburtstag. Anlass für Autor Joachim Lenk, ein Buch über den ehemaligen Ausbildungsbetrieb für Militärpferde zu schreiben. Außerdem gibt es weitere Kapitel über militärische Einrichtungen, die es zwischen 1898 und 2009 rund um den ehemaligen Truppenübungsplatz Münsingen gegeben hat.

Im Buch wird zum Beispiel die Geschichte der ehemaligen Feldflugplätze Magolsheim und Justingen sowie die der Jägermessstellung Aesop in Donnstetten beleuchtet. Zudem erzählt der Autor die Anfänge der Ulmer, der Neu-Ulmer und der Laichinger Segelflieger auf dem Hungerberg in Breithülen. Auch werden die einstigen Außenfeuerstellungen in Dottingen, Steingebronn, Wittlingen, Rietheim, Magolsheim, Ingstetten, Sontheim, Laichingen, Suppingen, Justingen, Zainingen, Böhringen, Feldstetten und Donnstetten vorgestellt.

Weitere Themen sind unter anderem die deutsche Standortmunitionsniederlage Ingstetten sowie das französische Munitionsdepot (Dépôt d’armée 61) in Breithülen, außerdem werden die verlassenen Höfe Heroldstetten und Bäumlersburg auf dem ehemaligen Schießplatz beleuchtet. Zu guter Letzt wird die Geschichte der Richtfunk-Schaltstelle Dullenwang in Zainingen unter die Lupe genommen.

Das Buch „Pferde, Panzer, Pulver und Piloten“ hat 288 Seiten mit mehr als 600 Fotos, Postkarten und Abbildungen. Bestellmöglichkeit: siehe Startseite.


Alb Bote

Die Geheimniskrämerei von einst

Von Gudrun Grossmann

Es ist ein nicht ganz überraschendes Thema und doch bringt es viele Geschichten zutage, die schwer verschüttet waren. Schon der Titel klingt ganz nach Joachim Lenk: „Pferde, Panzer, Pulver und Piloten“. Wie in seinen vorherigen Büchern beleuchtet er die militärische Vergangenheit, die in der Region und darüber hinaus Spuren hinterlassen hat. Es sind Dokumente, die er mit Akribie sammelt und so aufbereitet, dass die Korrektheit und Vollständigkeit gewährleistet ist. 

Viele Teile ergeben ein detailliertes Gesamtbild, das Erstaunliches zu bieten hat. In vielerlei Hinsicht.
Im Mittelpunkt steht das Remontedepot Breithülen, mit dessen Bau 1897 begonnen wird. Zwei Jahre lang läuft da bereits der Übungsbetrieb auf dem angrenzenden Gefechtsschießplatz, ist auch das Alte Lager in Auingen bezogen. Warum sollen ausgerechnet auf der Alb Pferde fürs Militär ausgebildet werden?

Nun, Marbach mit seinem Königlichen Landoberstallmeisteramt ist nur einen Tagesritt entfernt. Diese Verbindung ist bis in die Gegenwart hinein von Bedeutung. Denn es ist Julmond, ein Trakehner aus Ostpreußen, der 1960 vom Gutshof ins Gestüt wechselt und die dortige erfolgreiche Pferdezucht erst möglich macht. Ein Denkmal erinnert an den legendären Hengst.

Bis dieser friedliche und folgenreiche Austausch stattfindet, erlebt das Remontedepot Höhen und Tiefen. Einmal schwebt Ferdinand Graf von Zeppelin mit seinem Flugschiff heran, nach dem Ersten Weltkrieg und der Auflösung wird ein „Erholungs- und Genesungsheim für Jugendliche“ eingerichtet, und die Schönstetter junge Mädchen zu „Arbeitsdiensten“ ein, was damals „Nähen, Stricken, Hauswirtschaft“ bedeutet.

1934 werden alle Pachtverträge gekündigt, die Militärs rücken erneut an. Und mit ihnen bis zu 400 Pferde. Der Krieg wirft seine Schatten voraus. Es ist das dunkelste Kapitel. Das Ende markiert der 22. April 1945. An diesem Tag marschieren amerikanische Truppen in Breithülen ein. Ihnen soll weisgemacht werden, es handle sich um einen „zivilen Pferdehof“. Der Versuch scheitert kläglich. Kurzzeitig haben die Franzosen das Sagen, 1948 übernimmt der Rinderzuchtverband das Areal.

Eine „Bewahranstalt für asoziale Elemente“ und andere Einrichtungen lassen den Verdacht aufkommen, dass die Zeit der Nazischergen hier langsamer verblasst als anderswo. Nach einem erneuten Zwischenspiel der Militärs, sie eröffnen einen Mobilmachungsstützpunkt in Breithülen, ist deshalb ein großer Schritt in die Gegenwart mehr als angenehm.

Man schreibt inzwischen das Biosphärenzeitalter: Schöne Messen mit regionalen Produkten werden veranstaltet, Schäfer ziehen mit ihren Herden über das Gelände, in den Gebäuden lagern Schuhe, die via TV in alle Welt verschickt werden, in den Kellern reifen edle Whisky- und Ginsorten.

Die alte Lindenallee ist Filmkulisse, das denkmalgeschützte Ensemble erste Adresse für Heiratswillige und Partygäste. Wo früher strammgestanden werden musste, wird heute ausgelassen getanzt. Die Wohnsiedlung Breithülen ist als Kulturdenkmal anerkannt und inzwischen ein Teil von Heroldstatt.

Am 2. Januar 2011 weiht Bürgermeister Karl Ogger das neue Ortsschild ein. Freudenvoll, denn die Markungsfläche ist nun 77 Hektar größer, 64 Bürgerinnen und Bürger sind hinzugekommen. Joachim Lenk hat noch viel mehr in sein Buch gepackt. Das Segelfliegen zum Beispiel. Die Feldflugplätze in Justingen und Magolsheim sind in Vergessenheit geraten, dabei wurden sie auch zivil genutzt. Was verbarg sich hinter der geheimen Standortmunitionsniederlage Ingstetten und dem Dépot d’armee 61?

Kann sich heute noch irgendjemand vorstellen, dass außerhalb des früheren Truppenübungsplatzes scharf geschossen worden ist? Wo lagen diese Außenfeuerstellungen? Der Autor ist auch ein Spezialist, was die Türme und ihre Bedeutungen betrifft. Untersucht hat er die Jägermessstelle Aesop in Donnstetten und die Richtfunk-Schaltstelle Dullenwang in Zainingen. Besonders bemerkenswert

ist, dass die Bewohner früher keinen Schimmer von diesen Umtrieben hatten. Alles streng geheim. Aufgeschreckt wurden sie nur, wenn es krachte. Wie Ende Mai 1983, als eine Rakete unweit von einem Zeltlager in Ennabeuren explodiert. „Kinder in Todesgefahr“ lautet die Schlagzeile. Was er ans Licht bringt, das ist belegt. Zeitzeugen erzählen, mehr als 600 Fotos sagen mehr als tausend Worte. Joachim Lenk lässt seine Leser und Leserinnen nicht nur durch ein Astloch in der Bretterwand der Zeit spähen, er reißt diese ein.



Nürtinger Zeitung

Von Pferden, Panzern und Piloten

Von Anneliese Lieb

Kaum einer kennt den ehemaligen Truppenübungsplatz so gut wie Joachim Lenk. Bei Führungen und Radtouren über den einstigen Schießplatz gibt der Journalist und Reserveoffizier im Dienstgrad Oberstleutnant sein umfassendes Wissen weiter. Auch für unsere Leserinnen und Leser organisierte er vor einigen Jahren Fahrten über das ehemalige Militärgelände bei Münsingen. In mehreren Büchern fasste er die Geschichte des Truppenübungsplatzes zusammen. Sein jüngstes Werk „Pferde, Panzer, Pulver und Piloten“, ist im Wiedemann Verlag Münsingen erschienen.

Breithülen gehört heute zur Gemeinde Heroldstatt. Joachim Lenk hat sich mit der Geschichte der kleinen Siedlung intensiv befasst, weil er als freier Journalist für die örtlichen Lokalzeitungen über die Gemeinde Heroldstatt berichtete. So verfasste er auch Artikel über das Remontedepot und den Mobilmachungsstützpunkt der Bundeswehr.
Am 1. April 2023 feierte das ehemalige Remontedepot Breithülen den 125. Geburtstag. 

Anlass für Autor Joachim Lenk, ein Buch über den ehemaligen Ausbildungsbetrieb für Militärpferde zu schreiben. Außerdem gibt es im jüngsten Werk weitere Kapitel über militärische Einrichtungen, die zwischen 1898 und 2009 rund um den ehemaligen Truppenübungsplatz Münsingen existiert haben.

So wird zum Beispiel die Geschichte der ehemaligen Feldflugplätze Magolsheim und Justingen sowie die der Jägermessstellung Aesop in Donnstetten beleuchtet. Zudem erzählt der Autor die Anfänge der Ulmer, der Neu-Ulmer und der Laichinger Segelflieger auf dem Hungerberg in Breithülen. Auch werden die einstigen Außenfeuerstellungen in Dottingen, Steingebronn, Wittlingen, Rietheim, Magolsheim, Zainingen, Böhringen, Donnstetten (alle Landkreis Reutlingen) sowie in Feldstetten, Ingstetten, Sontheim, Laichingen, Suppingen und Justingen (alle Alb-Donau-Kreis) vorgestellt.

Weitere Themen sind unter anderem die deutsche Standortmunitionsniederlage Ingstetten sowie das französische Munitionsdepot (Dépôt d‘armée 61) in Breithülen, außerdem werden die verlassenen Höfe Heroldstetten und Bäumlersburg auf dem ehemaligen Schießplatz Münsingen beleuchtet. Zu guter Letzt wird die Geschichte der Richtfunk-Schaltstelle Dullenwang in Zainingen unter die Lupe genommen. Das Vorwort zum Buch hat der baden-württembergische Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz und Fähnrich außer Dienst Peter Hauk geschrieben.


Schwäbische Zeitung

Ein Buch über Militärgeschichte auf der Alb

Von Christoph Schneider

Über mehr als 100 Jahre hinweg prägte das Militär den Teil der Alb der heute als ehemaliger Truppenübungsplatz Münsingen im Herzen des Biosphärengebiets Schwäbische Alb liegt. Joachim Lenk, freier Journalist, Oberstleutnant der Reserve und Hobby-Militärhistoriker, hat für sein neues Buch „Pferde, Panzer, Pulver und Piloten“ Geschichte und Geschichten rund um den alten Schießplatz gesammelt.

Viel Raum im Buch räumt Autor Lenk beispielsweise der bewegten Geschichte des einstigen Königlichen Remontedepots ein. Und er liefert auch gleich die Begriffserklärung  mit: „Das französische Wort Remonte bedeutet ,Wiederaufrüstung der Kavallerie mit frischen Pferden’ beziehungsweise ,die regelmäßige Auffrischung des Pferdebestandes der berittenen Truppen durch junge Pferde.“ Er zeichnet nach, wie sich diese Nachschubeinrichtung für die berittene Truppe von den Anfängen im Kaiserreich über beide Weltkriege bis in die heutige Zeit entwickelt hat. Zahlreiche Anekdoten runden die portionierten Texte ab.

Neben den verschiedenen Schießbahnen und Aussichtstürmen nimmt sich Lenk auch der Geschichten rund um die Militärpräsenz in den angrenzenden Orten an. Und diese Präsenz hat die Anwohner der Orte spätestens im Kalten Krieg massiv genervt. Aber wahrscheinlich konnte man sich zu Kaiser- und Führerzeiten nicht so laut beschweren. Grund zum Beschweren hatten die Anwohner jedenfalls reichlich: über von Panzerketten zerfurchte Acker zum Beispiel. Und dann schlägt Ende Mai 1983 im Zuge einer deutsch-französischen Gefechtsübung auch noch eine fehlgeleitete scharfe Panzerabwehrrakete auf Ennabeurer Gemarkung ein – was den Truppenübungsplatz schlagartig bundesweit in die Schlagzeilen katapultiert.

Auch nicht wirklich allbekannt ist die Tatsache, dass der Hungerberg Breithülen nicht nur als Übungsgelände für das Militär genutzt wurde, sondern vor allem auch für den Wintersport und als Segelflugplatz. Heute findet man nur noch den Laichinger Segelflugplatz auf der Alb. Und der hat derzeit auch mit ganz eigenen Problemen zu kämpfen. Am Hungerberg hingegen tobten sich die Hobbyflieger seit 1926 aus. Ab 1933 wird ihnen der Stecker gezogen, weil das Gelände im sogenannten „Dritten Reich“ intensiver als Truppenübungsplatz genutzt wird, wie Lenk beschreibt. Aber nach Ende des Zweiten Weltkrieges kehren die Luftsportler zurück.

Flieger aus Laichingen, Wendlingen und Esslingen heben dort in ihren unmotorisierten Segelflugzeugen ab. Die Skisportler hingegen müssen nach dem Krieg Jahr für Jahr die Erlaubnis für ihre Rennen beim verantwortlichen französischen Kommandanten einholen. Immerhin können im Jahr 1961 die Schwäbischen Skisportmeisterschaften über 30 Kilometer Dauerlauf (Ski-Langlauf) in Ennabeuren ausgetragen werden. Selbst als die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben das Gelände des dann stillgelegten Truppenübungsplatzes im Jahr 2006 übernommen hatte, schmiss der Sportclub Heroldstatt die Flinte nicht ins Korn, sondern organisierte eine neue Ski-Langlaufstrecke, welche über einen gewissen Teil der 40 Kilometer Gesamtlänge an der Grenze des ehemaligen Schießplatzes entlang führte.

Solche und weitere Anekdoten und Details rund um den ehemaligen Truppenübungsplatz im Herzen des Biosphärengebiets Schwäbische Alb hat der Autor Joachim Lenk in seinem durchaus lesenswerten Buch niedergeschrieben. Für (militär-)historisch Interessierte stellt dieses Buch sicherlich ein gutes Geschenk dar.



Reutlinger General-Anzeiger

Pferde, Panzer, Pulver und Piloten

Von Marion Schrade

2020 wurde am Ortsrand von Münsingen – wegen Corona viel kleiner als eigentlich geplant – ein doppeltes Jubiläum gefeiert: Sowohl der ehemalige Truppenübungsplatz als auch das dazugehörende Alte Lager wurden 125 Jahre alt. Anlass für den Journalisten, Reserveoffizier und Hobby-Militärhistoriker Joachim Lenk, ein Buch über die beiden militärischen Liegenschaften zu schreiben, die die Bundeswehr im Jahr 2005 ausgemustert hat.

Im Frühjahr 2023 wurde der nächste 125. Geburtstag gefeiert – dieses Mal der des Remontedepots in Breithülen. Was also lag näher, auch der ehemaligen Pferdezucht des Militärs ein Buch zu widmen? So ist Lenks nächstes großformatiges, reich bebildertes Nachschlagewerk »Pferde, Panzer, Pulver und Piloten« entstanden. Es handelt schwerpunktmäßig, aber nicht ausschließlich, vom Remontedepot und erzählt viele weitere Militärgeschichten vom Rande des Schießplatzes zwischen 1898 und 2009.

So kamen auch Themen unter, die bisher keinen Platz in Lenks Büchern fanden. Dazu gehören beispielsweise die Außenfeuerstellungen außerhalb des Truppenübungsplatzes, von denen aus – über die Dächer der Dörfer hinweg und heute völlig unvorstellbar – in den Platz hinein gefeuert wurde. Auch über den Feldflugplatz in Magolsheim gibt es viel zu berichten.

Streng geheim waren die Standorte der Munitionsdepots der Franzosen (Dépôt d’armée 61) und der Bundeswehr (Standortmunitionsniederlage) in Ingstetten sowie die Richtfunk-Schaltstelle Dullenwang in Zainingen, über die Lenk ebenfalls viel Wissenswertes recherchiert hat.

Das Remontedepot macht rein optisch auch heute noch was her. Das – und auch die Ähnlichkeiten zur Kaserne, dem Alten Lager in Münsingen – kommt nicht von ungefähr: Hinter beiden Bauprojekten des Königlich Württembergischen Kriegsministeriums steht der Architekt Carl Heinrich Conrad Maerklin. Das Remontedepot soll nicht weniger als rund die Hälfte aller Militärpferde in Württemberg bereitstellen.

Dass der Betrieb ausgerechnet hier angesiedelt wird, ist kein Zufall: Das ebenfalls königliche Gestüt in Marbach ist nur 22 Kilometer entfernt – viele der Fohlen, die innerhalb von zwölf Monaten zu Kavalleriepferden ausgebildet werden, stammen von dort.

Der Betrieb hat eine beträchtliche Größe: Dazu gehören fünf solide, aus Backsteinen gebaute Ställe für je 60 Pferde sowie ein Krankenstall, Scheunen, Wagenschuppen, eine Schmiede und Auslaufflächen. Das Remontedepot ist nicht nur ein begehrter Arbeitgeber für Männer aus den umliegenden Dörfern, sondern auch ein gefragter Geschäftspartner: Die Bauern beliefern die Einrichtung mit Futter.

Doch nach dem Ersten Weltkrieg wird es nicht mehr benötigt. Von den einst 19 Pferdezuchtbetrieben im Deutschen Reich gibt es jetzt nur noch acht. Von da an ist die Geschichte des Remontedepots eine wechselvolle, die fast jährlich neue Wendungen nimmt. Joachim Lenk hat sie akribisch und lückenlos recherchiert – auch dank etlicher Zeitzeugen, die im Buch zu Wort kommen.

Dokumentiert ist die Entwicklung zudem eindrücklich mit mehr als 600 Bildern, Zeichnungen und Plänen. Das Remontedepot wird nach der Auflösung zunächst landwirtschaftliches Mustergut: Der Großbetrieb mit gemischter Landwirtschaft soll Bauern in der Region zu Lehrzwecken dienen. Auf einer Teilfläche eröffnet der evangelische Jugendverein Stuttgart ein Erholungs- und Genesungsheim. In vier ehemaligen Ställen stehen nun 75 Betten für männliche Jugendliche. »Idyllische, ozonreiche Erholungsstätte inmitten schützender, dichter Buchen- und Tannenwälder, Wiesen und Hängen. Köstliche Stille, staubfrei, naturschön«, heißt es in Zeitungsanzeigen.

Mit dem Erholungsheim ist 1934 Schluss: Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung braucht das Militär wieder Pferde und gebirgstaugliche Maultiere, die Stallungen sind wieder voll. Ab 1943 kommen nur noch wenige junge Pferde nach Breithülen, dafür umso mehr Pferde, Panzer, Pulver und Piloten Soldaten: Weil die Kasernen voll sind, wird auch das Remontedepot als Unterkunft für Soldaten genutzt.

Nach Kriegsende stehen das Alte Lager und das Remontedepot unter französischer Besatzung, in den Stallungen und Dienstwohnungen finden vorübergehend Flüchtlinge Unterschlupf. Doch schon 1947 gibt die französische Militärbehörde das Gelände ans Land Württemberg zurück.

Die Geschichte wiederholt sich. Erneut wird ein Gutshof eingerichtet, das Verwaltungsgebäude wird als »Bewahranstalt für asoziale Elemente« genutzt, »arbeitsscheue und unwirtschaftliche Personen« sollen, so heißt es in zeitgenössischen Dokumenten, zu brauchbaren Mitgliedern der Gesellschaft erzogen werden.

Später gilt dieser »Landesheimathof« als gescheitertes Projekt süddeutscher Sozialpolitik in der Nachkriegszeit, 1950 wird die Einrichtung geschlossen. 1961 richtet die Bundeswehr einen Mobilmachungsstützpunkt für nicht aktive Bundeswehrverbände hier ein – Sanitätskommandos, die im Verteidigungsfall die medizinische Versorgung übernehmen.

2004 wird der Stützpunkt aufgelöst, der Bundeswehrstandort ist nun Geschichte. Die Herzog-Albrecht-Kaserne schließt im selben Jahr, in Breithülen, wo in den zurückliegenden Jahren nur noch Übungen stattfanden, ist damit auch Schluss. Der Truppenübungsplatz wird Ende 2005 aufgegeben.

Vorübergehend zieht ein Reiterhof ins Remontedepot, dessen Betreiber einmalig auch ein Rockfestival ausrichten. Heute ist das Anwesen Firmengelände und Eventlocation: Es gehört der Familie Schmutz, die in vierter Generation Schuhe herstellt und vertreibt. In den denkmalgeschützten Gebäuden sind nicht nur Büros: Ein Teil davon kann für Familien- und Firmenfeiern gemietet werden.

Eine weitere Erfolgsgeschichte ist die von Hans-Gerhard Fink: Der Landwirt hat sich mit seiner Whiskydestillerie ebenfalls in Breithülen angesiedelt. Einen großen Teil seiner Fässer lagert er an einem ebenfalls geschichtsträchtigen Ort nur knapp einen Kilometer entfernt: 1966 wurden dort unter strengster Geheimhaltung Bunker und Lagerhallen gebaut, in denen das französische Militär bis zu 1.000 Tonnen Explosivstoffe lagert.

1992 wird die Bundeswehr Hausherrin im Munitionsdepot, das von 1996 an auch für Übungen des Kommandos Spezialkräfte (KSK) genutzt wird – die Einheit schätzt die Abgeschiedenheit des Geländes. Auch KFOR- und SFOR-Soldatenwerden hier für ihre Auslandseinsätze in Bosnien und Herzegowina beziehungsweise im Kosovo ausgebildet.
2005 müssen sich die Elitesoldaten ein neues Terrain suchen: Mit dem Abzug der Bundeswehr übernimmt die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) das Gelände – wie auch das Alte Lager und den Truppenübungsplatz.

Die Bunker werden jahrelang an Landwirte vermietet, erst seit 2023 gehören sie Hans-Gerhard Fink. Damit aber nicht genug der Geschichte(n): Rund ums Remontedepot hat Lenk viele weitere Schauplätze und Nebenhandlungen aufgetan, auf die er in mehreren Kapiteln eingeht. Aufgegebene Hofgüter gehören ebenso dazu wie Beobachtungstürme, Feldflugplätze und Außenfeuerstellen.



Hardthöhen-Kurier

Pferde, Panzer, Pulver und Piloten
Von Friedrich Jeschonnek

Der Raum um Münsingen liegt etwa in der Mitte der Schwäbischen Alb rund 50 km südostwärts Tübingen und 80 km
südlich Stuttgart. Es werden die Geschichte militärischer Liegenschaften um den ehemaligen Truppenübungsplatz Münsingen anhand zeitgenössischer Illustrationen, Dokumente und Erinnerungen anschaulich dargestellt.

Dabei zeigt sich, dass hier unterschiedlichste militärische bzw. militärisch genutzte Einrichtungen zwischen 1898 und 2009 bestanden, welche die Region prägten, wahrscheinlich auch bestimmten. Hierzu gehören das Remontedepot Breithülen zur Aufzucht und Bereitstellung von Pferden für die Württembergische Armee, dessen Gründung vor 125 Jahren eines der Anlässe für das Buch sind. Es werden die Feldflugplätze Magolsheim und Justingen sowie die Jägermessstellung Aesop dargestellt. 

Die Anfänge der Ulmer, Neu-Ulmer und Laichinger Segelflieger auf dem Hungerberg bei Breithülen werden ebenso
beschrieben. Auf zahlreiche ehemalige Außenfeuerstellungen des Truppenübungsplatzes wird eingegangen. Weitere Orte im Fokus des Autors sind die Standortmunitionsniederlage Ingstetten und das französische Munitionsdepot 61 in Breithülen. An die Gehöfte Heroldstetten und Bäumlersburg auf dem ehemaligen Schießplatz Münsingen
wird ebenso erinnert wie an die Richtfunk-Schaltstelle Dullenwang in Zainingen.

Damit wird über ein breites Spektrum militärisch relevanter Orte berichtet. Das Buch ist bereits das siebente
Erinnerungswerk zu Kasernen, Liegenschaften und sonstiger militärischer Infrastruktur, die der Autor
in rund 20 Jahren über die Region veröffentlicht hat. Damit zeigt er überzeugend auf, wie vielfältig und
dominierend militärische Infrastruktur auf der Schwäbischen Alb und in Württemberg im 20. Jahrhundert Landschaft und Menschen geprägt haben. 

Für Heimatforscher, Ehemalige und infrastrukturell Interessierte ist das Buch eine wahre Fundgrube zeitgenössischer
Fotos, Darstellungen und Erinnerungen in ansprechender Aufmachung. Es handelt sich um eine verdienstvolle
Arbeit, der eine große Verbreitung zu wünschen ist: sehr empfehlenswert.